Hallo liebe Glühweintrinker, Kerzenanzünder, Last-Christmas-Hasser, gute Welt!
Ich wünsche frohe Weihnachten gehabt zu haben!
Ursprünglich sollten wir über Weihnachten weg sein. In einem großen Hotel in Deutschland mit Buffet, damit wir Veganer was zum Essen finden.
Nun, die Inzidenzen in Deutschland stiegen und stiegen dank Omikron und auch exorbitant auf Teneriffa, so dass wir uns zwei Tage vor dem Rückflug von Teneriffa entschlossen haben, das Hotel zu stornieren und gepflegt daheim zu bleiben.
Wir wären mit dem Zug zum Hotel angereist, mit Umsteigen. Mit Taxi. Mit allem. Wie schrecklich in diesen Tagen! Gefährlich. Ich will alles, nur nicht die Seuche. Auch wenn wir geboostert sind, wir könnten uns ja trotzdem anstecken und noch am allerschlimmsten, andere, die weniger geschützt sind. Das wäre mein persönlicher Albtraum, wenn ich jemanden damit anstecken würde. Der dann noch am Ende ins Krankenhaus muss oder es schlimmstenfalls nicht überlebt. Wie könnte ich damit leben? Gar nicht.
Nun, ich dachte, wir machen dann eben ein ganz klitzekleines, bescheidenes Notfest daheim. Ohne jegliche Vorbereitung und Planung, aus dem Stand.
Am Tag nach unserer Ankunft in Köln konnten wir noch das Nötigste einkaufen, unser Kühlschrank war natürlich total leer. Ja, und am anderen Tag war schon Heiligabend.
Ich habe mir geschworen, mir keinen Stress zu machen. Das Haupteinfallstor für Migräne.
Irgendein Weihnachtsengel saß auf meiner Schulter, ich blieb von diesem großen Übel dieses Weihnachten völlig verschont. Extrem selten, das.
Keine Ahnung, wie ich alles auf die Kette gekriegt habe, aber wir haben ein supergemütliches, kuscheliges, lustiges und friedvolles Weihnachten gehabt. Um frei mit Helge Schneider zu sprechen: mein Herz weitete sich zu einem saftigen Veggie-Steak. Ich war gerührt, nicht geschüttelt. Das war Bond.
Leider hatten wir keinen Weihnachtsbaum (jedenfalls keinen echten, nur den kleinen Tannenbaum to go, unseren winzigen Baumwedel von Teneriffa, der Jingle Bells singt und einen anderen sehr kleinen Kunstbaum.) Wir hatten nicht mal Zweige und auch keinen Christstern. Die ganze Weihnachtsdeko blieb im Keller, dafür war einfach keine Zeit.
Die Wohnung habe ich schnell in einen annehmbaren (nicht perfekten) Zustand gebracht. Die enormen Wäscheberge, die Sammlung der letzten Wochen, ruhte schmutzig auf meinem Laufband in meinem Schlafzimmer. In zwei riesigen Haufen. Tür zu! Zack, Unordnung weg. Herrlich.
Heiligabend habe ich um 14:00 Uhr notiert, was ich an den Weihnachtstagen servieren werde. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je so kurzfristig dran war damit.
Aber es ging, es geht alles. Ich dachte immer, ich muss ruhig und entspannt bleiben. Wäre ich ein Opfer der Flutkatastrophe in NRW und RLP, dann sähe es noch mal ganz anders aus. Also immer schön dankbar bleiben. Das hilft mir dann, wenn ich mir gut zurede. Das Dumme ist, dass ich zig wunderschöne Weihnachten hatte, seit meiner Kindheit. Die Messlatte hängt deswegen immer ziemlich hoch. Aber wichtig ist auch, Fünfe gerade sein zu lassen.
Auch mal eine wichtige Erfahrung, dass das geht.
Für unsere Nachbarin und ihrem Che Guevara war es perfekt, dass wir doch daheim waren. So konnten wir diesen kleinen, geliebten Dickbauchkater über Weihnachten umsorgen. Und hatten damit auch einen Gast! Ohne Ansteckungsgefahr!
Heiligabend, am Nachmittag. Wir hatten noch einen letzten unangetasteten
Stollen, wundervoll!
Wohnzimmer, der Gast hat es sich schon gemütlich gemacht.
Gegen 18:00 Uhr haben wir begonnen, Stimmung zu machen. Bäumchen an, Kerzen an, Musik an. Wir haben eine Duftlampe und ich hatte letztes Jahr ein gutes
Weißtannenduftöl bestellt. Sehr teuer aber ein Traum. Hier roch es wie im Wald.
Zum Einstimmen haben wir unsere Weihnachtspost geöffnet und gelesen. Dazu hat der Mann eine Pulle Sekt geöffnet. Da ich migränefrei war und (weiß der Teufel warum) nicht gestresst, habe ich mitgetrunken. Ich bin Alkohol nicht gewöhnt, so fing ich nach dem Kartenlesen das Tanzen an. Da kann ich nichts für.
Der Mann gab sich überrascht beim Auspacken der Geschenke. Bis auf ein Geschenk wusste er, was ich für ihn habe. Ich hatte im Vorfeld noch überlegt, ob ich ihm ein Script schreiben soll. Mit Texten wie "Oh, wie überraschend! Eine Flasche! Wie hast du das erraten? Du bist ein Teufelsweib!"
Aber er hat sich auch ohne Vorlagen sehr geschickt angestellt.
Kleines Heiligabend-Notmenü:
Vorspeise: Spießchen mit Räuchertofu, Zwiebel und Cocktailtomate
Hauptgericht: Viverasteak mit Potatowedges und Rosenkohl
Dessert: Kaffeecreme mit Sahne, Spekulatius und Karamellsoße
Das ist der wedelnde Tannenbaum von Teneriffa, den hatten wir schon vor Jahren mitgebracht. Der singt Jingle Bells. Es ist dermaßen kitschig, so dass wir dieses winzige Bäumchen einfach lieben müssen. Die Sorte schrecklich-schön, wisst Ihr!
Nach dem Essen bearbeitete der Mann E-Mails und WhatsApps, am anderen Tischende liegt der Che auf dem Stuhl. Der gibt ihm vermutlich die Antworten vor.
Gebacken habe ich auch noch, wir hatten keine Plätzchen mehr und die ersten Nachbarn bekamen mit, dass wir daheim waren und brachten uns ihre Plätzchen. Wir hatten nichts, wie schlimm! Also noch schnell backen. Ich war immer noch nicht aus der Ruhe zu bringen. Faszinosum.
Orakelt haben wir auch. Das ist ein sehr nettes, liebevoll gestaltetes Kartenset. Das bekamen wir letztes Weihnachten von meinem Bruder und meiner Schwägerin.
Kleines 1. Weihnachtstag-Notmenü
Vorspeise: Orangen-Paprika-Tomaten-Suppe
Hauptgericht: Linguine mit Pfifferlingen, Steinpilzen und Knoblauch
Dessert: Traumstücke
Kleines 2. Weihnachtsfeiertag-Notmenü
Vorspeise: Klare Pilzsuppe
Hauptgericht: Aubergine, Veggie-Kassler und Kartoffel-Bärlauchpüree
Dessert: Der ‘Große Weihnachtsteller’ in klein
Heute haben wir den 27.12.2021, Weihnachten ist alle. Aus, vorbei, Geschichte.
Der Che hielt noch eine kurze Rede. Es begann mit: "Niederes Nachbarsvolk, Zweibeiner! Ich möchte zu euch sprechen, merket auf! Hört hört! Reichet mir die Leckerchentüte mit den tollen Brekkies! Ferner fordere ich Mäuse, Tanz und Musik! Sofort! Auf dass auch ich Weihnachten habe. Rühret euch!" In diesem Tenor sprach er mit uns.
Das gab es heute, Resteverwertung. In den überbackenen Paprikaschoten ist das Kartoffelpüree mit Pesto von gestern Abend enthalten. Dazu ein paar Zwiebeln - ebenfalls aus dem Ofen und aus einem Teil der Orangen-Paprika-Tomaten-Suppe habe ich eine Soße gebastelt. Einfach Chiliöl und etwas Salz hinzugegeben, fertig. Total super!
Hier ist es ganz ruhig jetzt. Der Mann hört das Hörbuch von Kerkeling mit den Katzen. Der Che frisst gerade und ich habe endlich meine ersten beiden Waschladungen in Bearbeitung.
Wir begucken unser Buffet mit den Karten und Geschenken und sind happy, dass wir ein schönes, kleines Weihnachten hatten.
Da hält er noch seine Rede. Che Guevara in groß:
Ich wünsche Euch von Herzen entspannte Tage bis zum Jahreswechsel. Diese seltsamen Tage, nicht Fisch, nicht Fleisch. Ich mag diese Zeit total. Das alte Jahr loslassen, das neue erwarten. Erinnern, reflektieren, dankbar sein.
Macht es Euch nett, passt sehr gut auf Euch und Eure Lieben auf und kommt her, Wäsche falten. Ich kann kaum drüberschauen!
Alles Liebe, bleibt dran und mir gewogen! Peace für Euch und Eure Leute!